Freitag, 6. September 2013

Norwegische Uhren ticken anders





Hatte ich mich in der ersten Woche über die vielen Fährüberfahrten noch gefreut, empfinde ich sie mittlerweile irgendwie als lästig. In den seltesten Fällen bin ich mal pünktlich an den Anlegestellen, so das ich ständig auf die Fähren warten muss. Andererseits ist es auch schön, zu beobachten, mit welcher Seelenruhe die Norweger mit dieser alltäglichen Entschleunigung umgehen. Je weiter ich mich in Richtung Norden bewege, desto entspannter scheinen die Bewohner zu werden. Einmal, in Nesna, warte ich über eine Stunde auf eine Fähre - ausnahmsweise nicht, weil ich zu spät bin, sondern weil das Schiff keine Crew zusammen bekommen hat. Was in meinem preußischen Ohren nach mangelnder Disziplin bei der Arbeit klingt, nehmen die anderen Passagiere mit bewundernswerter Gelassenheit hin. Man hält ein Schwätzchen oder vertritt sich die Beine, jedenfalls scheint es niemand zu stören, dass wir jetzt hier warten müssen, weil ein Teil der Besatzung zum Angeln gegangen ist oder in die Kneipe oder sonst wohin. Das Schiff kommt schließlich dann doch, weil irgendeiner vom Personal einen Schwager auftreiben konnte (wie mir erzählt wird), der uns nun die Tickets verkauft und Kaffee ausschenkt. Langsam aber sicher ticken die Uhren hier anders.

Überquerung des Polarkreises

Einzigartige und (fast) menschenleere norwegische Naturlandschaften Wieder einmal an Bord einer dieser Fähren (leider nicht auf dem Rad) überquere ich an einem sonnigen Dienstag Morgen den Polarkreis. Dankbarer Weise befindet sich am Ufer eine Skulptur, die diese gedachte geografische Linie markiert, andernfalls wäre es schwer gewesen, diesen Moment auf einem Foto festzuhalten. Dass ich mich in der Nähe des Polarkreises befinde, hatte ich aber auch ohne diesen Anhaltspunkt bereits am Vorabend bemerkt. Denn, wie ich schon von einer Bekannten in Deutschland vorgewarnt wurde, trifft man ziemlich genau ab dieser Grenze auf ganz besondere Stechfliegen. Sie sehen aus wie harmlose Fruchtfliegen, fügen einem aber unangenehm juckende, zum Teil sogar leicht blutende Bisse zu. Diese Quälgeister nerven mich bald so sehr, dass ich mich mit Wehmut an "die guten alten Zeiten" mit den dicken Pferdefliegen aus Rørvik erinnere.

Begegnungen mit anderen Radreisenden

Neben neuen Insekten lerne ich aber auch ständig neue Menschen kennen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen ebenfalls mit dem Rad auf den Weg durch Norwegen gemacht haben. Darunter zum Beispiel ein Paar aus Österreich, das es bereits von Wien aus bis zum Nordkap geschafft hatte und sich nun auf dem Rückweg befindet. Ein Jahr haben sie sich für diese Schinderei frei genommen. Ich würde tippen, dass sie Lehrer sind, habe aber nicht gefragt. Oder Mike, ein Student aus Katowice mit der Physis eines Windhundes. Er kann sich das teuere Norwegen eigentlich gar nicht leisten und ernährt sich nur von Nutella und Weißbrot. Mit Horst aus Dresden fahre ich eine ganze Strecke zusammen. Als er noch Taxi-Fahrer war, hatte er beschlossen, durch Norwegen zu radeln, sobald er die Rente durch hatte. Als es endlich soweit war, packte er die Taschen und machte sich am nächsten Tag auf den Weg. Ich bin ganz froh, dass ich die Etappe nach Ørnes teilweise mit Horst zusammen fahren kann, auch wenn ich an den Anstiegen immer wieder Probleme habe mit dem Rentner Schritt zu halten. Es tut gut die Schönheit der Landschaft mal mit jemandem teilen zu können, und die Strecke zwischen Kilboghamn und Ørnes mit den dicht stehenden Bergen, eisblauen Seen, höhlenähnlichen Tunneln und grünen Tälern war wirklich aufregend schön.

Eine besondere Begegnung hatte ich mit Tommy aus dem Schwarzwald. Trotz des anhaltend guten Wetters ist der Wind doch manchmal so schneidend kalt, dass ich zumindest auf meine Langarm-Shirts nicht verzichten möchte. Tommy sah das etwas anders. Immer wenn ich ihn traf (auf der Straße oder einer Fähre), hatte er oben blank gezogen. Weder Wetter, noch Stechfliegen schienen seiner Haut etwas anhaben zu können. Er war bereits seid fast drei Monaten auf dem Rad und hatte die südlich gelegene Hardangervidda, die größte Hochebene Europas, noch im Schnee durchquert. Danach hatte er scheinbar seine gesamte Oberbekleidung als unnötigen Ballast betrachtet. Er berichtet, dass er auf Felsen geschlafen und sich im Meer gewaschen habe und wenn es nach ihm ginge, solle dieses Leben niemals enden. Die menschenleere norwegische Natur und das einsame Reisen mit dem Fahrrad geben tatsächlich ein neues Gefühl der Freiheit. An manchen Tagen löst diese Erfahrung eine grenzenlose Euphorie in mir aus. Man fühlt sich, als könne man alles schaffen. Alles ist möglich und nichts kann einen stoppen. Was hier passiert, geschieht nicht mit dir, es kommt allein aus dir selbst. Es ist ein schöner Schwindel der Freiheit, das Gefühl sein Leben zu führen, statt geführt zu werden. Tommy ist diesem Gefühl bereits erlegen. Er wolle sich auf den Lofoten um Arbeit bemühen und so schnell erst mal nicht mehr nach Deutschland zurückkehren.


Frischer Fisch, Cognac und ein Federbett - zu Gast in Bodø


Meine Reise führt mich weiter nach Bodø. Über Freunde meiner Eltern, habe ich eine Telefonnummer eines Bekannten, der vor Jahren hierher ausgewandert ist und der sich sicher über meinen Besuch freuen würde hieß es. Mir ist es eigentlich gar nicht so recht, mich bei jemanden einzuladen, der mich nicht kennt und den ich noch nie zuvor getroffen habe. Als ich Sigi, so der Name des fremden Bekannten, anrufe und frage, ob ich sein Angebot wahrnehmen dürfe, erfahre ich, dass er gerade Besuch aus Deutschland habe, was die Sache etwas verkompliziere. Ich könne aber gerne auf einem Sofa schlafen, wenn mir das nichts ausmache. Daraufhin fühle ich mich erst recht wie ein Störenfried, nehme aber trotz meines schlechten Gewissens an. Auf dem Weg nach Bodø komme ich an Saltstraumen vorbei, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Durch den engen Sund werden in kürzester Zeit gewaltigen Wassermassen und damit riesige Mengen Fisch gezogen, was ihn zu einem wahren Anglerparadies macht. Nicht zum ersten Mal bereue ich es, dass ich keine Angelrute, geschweige denn Ahnung vom Angeln habe. Meine Befürchtungen, dass ich mit meinem spontanen Besuch bei Sigi nicht willkommen sein könnte, erweisen sich bereits kurz nach meiner Ankunft als unbegründet. Ich wasche meine Klamotten, nehme eine heiße Dusche, genieße ein fantastisches Abendessen mit Sigi und den übrigen Gästen. Frisch gefangener Fisch, Salate, Kartoffeln - das alles fühlt sich wie eine vorzeitige Belohnung an, für die Kilometer, die hinter mir liegen. Es folgen Kaffee und Cognac auf der Terrasse, nette Gespräche und die bisher hellste Nacht meines Lebens. So schön die norwegische Freiheit, dieses einsame Hochgefühl auch ist, merke ich doch mal wieder, wie angenehm die Gesellschaft anderer Menschen, wie bequem das normale Leben ist und wie unverzichtbar Freunde und Familie sind "...Und dann merkst du allmählich, dass die Welt gar keine Taten und Opfer verlangt, dass das Leben keine heroische Dichtung ist..., sondern eine gut bürgerliche Stube, wo man mit Essen und Trinken, Kaffee und Stickstrumpf, Tarockspiel und Radiomusik vollkommen zufrieden ist." Wie es der Zufall will, lese ich vor dem Einschlafen in meiner Reiselektüre genau diese Zeilen und kann nur sagen: "Bingo Hesse - du sprichst mir gerade aus der Seele!" Der Weg, der noch vor mir liegt, bis zum Nordkap, erscheint plötzlich nicht mehr besonders reizvoll, schließlich wird es in der ewig langen Taiga Lapplands erst so richtig einsam. Ich beschließe aber mir darüber Gedanken zu machen, wenn ich auf den Lofoten angekommen bin und die einlullende Wärme des Cognacs in meinem Bauch verschwunden ist.

Angekommen am Å der Welt

Die Fähre nach Moskenes (Lofoten) geht früh am nächsten Morgen. Das Bergmassiv, das die Inselkette wie einen riesigen unbewohnbaren Asteroiden erscheinen lässt, ist bereits von Weitem zu sehen. Ich beschließe, als aller erstes bis an die äußerste West-Spitze der Lofoten zu fahren. Auf der engen Straße reiht sich Wohnwagen an Wohnwagen. In manchen Kurven müssen sich die Camper regelrecht am Gegenverkehr vorbei drücken und ich muss höllisch aufpassen, das ich nicht unter die Räder komme. Am Ende der Inselkette erreiche ich das kleine Dorf mit dem großen Namen "Å". Ich fahre so lange es noch eine Straße gibt, dann nur noch einen Weg, dann schiebe ich mein Rad über eine Wiese bis zur Felsenküste. Ich bin da. Das Ende der Lofoten. Es fühlt sich an, wie das Ende der Welt. Und wen sehe ich da? Tommy aus dem Schwarzwald. Er trägt ein T-Shirt! Wir teilen Kekse und Kaffee und, obwohl ich es noch nicht weiß, ist das Nordkap in diesem Moment für mich gestorben.


Sightseeing auf den Lofoten



Was lese ich da? Diese Inseln heißen ja gar nicht Lofoten! Jedenfalls nicht auf Deutsch. Auf Norwegisch sind es zwar "Lofoten", doch das Wort beinhaltet bereits den bestimmten Artikel ("-en" am Ende). Somit heißt die korrekte deutsche Übersetzung "Der Lofot". Ich bin hier also auf der Insel Lofot, sagt mir eine deutsche Touristeninformationsbroschüre. "Ja, das ist ja mal eine handfeste Überraschung", denke ich und vergesse den unnützen Hinweis sofort wieder. Eigentlich bin ich in die Touristeninfo gekommen, um zu erfahren, was es hier auf den LOFOTEN so zu sehen gibt. Ich will Sightseeing machen, mir mal ein paar Tage frei nehmen. Ein paar Stunden auf diesem Landzapfen im hohen Norden genügen und man erkennt, dass die Lofoten ein besonderes Fleckchen Erde sind. Um genauer zu sein, kommt es mir vor, als wäre ich bisher nur durch Vororte geradelt, um nun endlich in Norwegen anzukommen. Norwegischer als hier geht's nun wirklich nicht mehr. Ich beschließe, mir am nächsten Tag Nusfjord, ein altes Fischerdorf aus dem 18. Jahrhundert anzuschauen. Zuvor jedoch werde ich nachholen, was schon lange überfällig ist: Ich werde mir ein Plätzchen am Meer suchen und endlich mal die Mitternachtssonne genießen. Ein Kiosk-Verkäufer, den ich frage, wo ich einen geeigneten Aussichtspunkt für das Schauspiel finden könne, schickt mich nach Utakleiv. Dies sei nach Meinung des Einheimischen genau der Ort, den ich suche. Allerdings fügt er hinzu, dass die Sonne heute aufgrund des bewölkten Himmels wohl nicht zu sehen sein wird und ich müsste schon ein verdammter Glückspilz sein. Ich überlege, dass ich in den fünf Wochen, die ich nun schon unterwegs bin, überhaupt erst zwei oder drei Regen-Tage hatte - und das war eigentlich auch eher Niesel. Also antworte ich wahrheitsgetreu: "I am a lucky guy!" Doch kaum hatte ich diese Worte im Brustton der Überzeugung über die Ladentheke geschmettert, kamen mir erste Zweifel. Diese Wolken dort sehen wirklich nicht so aus, als ob sie den Sonnenstrahlen heute noch eine Chance bieten wollten.

Im Land der Mitternachtssonne 

Bereits auf dem Weg an die Nordküste fängt es an zu tröpfeln und später am Abend wird der Regen sogar noch stärker. Ich verkrieche mich in meinem kleinen Tunnelzelt, das ich an einem herrlichen Platz - der gute Mann im Kiosk hatte auch damit recht - auf einem Grünstrand direkt am Wasser aufgestellt habe und döse langsam zu dem Geräusch von tausenden kleinen Trommelschlägen ein. Später in der Nacht wache ich kurz auf. Was war das? Hab ich das richtig gesehen? Ich trau meinen müden Augen nicht. Zuerst glaube ich, neben mir hat jemand ein Feuer gelegt, denn mein Zelt, das normalerweise dämmrig weißes Licht herein lässt, leuchtet nun in hellroter Farbe. Ich öffne den Eingang ein Spalt und sehe das schwarze Nordmeer an dessen Ende die Sonne, nunmehr ein knall rot-oranger Feuerball, knapp über dem Horizont ein Wolkenloch gefunden hat und mein Zelt in Flammen setzt. Ich bin sicher, hätte Gott Atomraketen, würde er sie wohl mit diesem Knopf abfeuern. "Es ist nur die Sonne, die ich schon hundertmal so gesehen habe", versuche ich mir klar zu machen, um mich auf den Boden der Tatsachen zu holen. Es funktioniert aber nicht. Ich weiß, es ist jetzt 0:45 Uhr und da ist dieses Ding und ab jetzt wird es nur noch heller. Es ist unwahrscheinlich schön. Und irgendwie denke ich, dieser Moment ist jetzt verloren, weil ich ihn nur für mich alleine habe.

Zur Abwechslung: Ein Ausflug mit dem Rad 
Ich habe noch nie Eintritt für ein Dorf gezahlt. Hatte ich nicht erst gerade 'ne Menge Geld bezahlt, um mein Dorf in Deutschland verlassen zu können? Beißende Ironie! Um Nusfjord betreten zu dürfen, muss ich neue Wege beschreiten und einen stattlichen Wegzoll abdrücken. Es ist ein nettes kleines Nest, voll mit bunten alten Fischerhütten, einem Museum und vielen, aber zu nicht zu vielen Touristen. Dennoch bin ich froh, dass ich bei dem 80 Kilometer-Fahrradausflug ausnahmsweise mal ohne Gepäck unterwegs bin, ansonsten hätte ich mich über den Aufwand wohl geärgert. Seit dem Erlebnis vor ein paar Nächten sind die Sonne und ich dicke Kumpels geworden. Sie scheint und wärmt wo ich in diesem Land gehe und stehe. Und auch die bunten Rorbuer-Hütten in Nusfjord kann ich bei blauem Himmel in den schönsten Farben fotografieren. Wir hätten zusammen alt werden können, doch die norwegische Sonne ist eine launische Braut (was für ein Satz!). Das gute Wetter ist ein Tag später - es ist mein letzter auf den Lofoten - bereits Geschichte. Ich kann die Wolkenwand schon von Weitem beobachten, wie sie langsam über das Meer auf mich zu rollt. Es dauert nicht lange und tief hängende, graue Wolken Auf dem Weg nach Tromsø wickeln sich lustig um die Gipfel der Berge und schließlich hüllen sie auch mich in einen klebrig feuchten Nebel ein. Die Temperatur ist rapide gesunken, auf dem Rad weht ein kalter Wind und mittlerweile regnet es wieder, trotzdem mach ich mich nun weiter in Richtung Norden auf. Mein Weg bringt mich über die Vesterålen, der nördlich der Lofoten gelegenen Inselgruppe, über die Insel Senja nach Tromsø - die Stadt, von der aus der norwegische Nationalheld Roald Amundsen zu seinen Expeditionen in das Polarmeer aufbrach.
Nachdem ich mich an die Anstrengungen der fünf bis sechs stündigen Radtouren gewöhnt hatte, scheint jetzt nun wirklich eine neue Herausforderung auf mich zu warten. Zwar waren Straßen und Landschaft zuletzt schön flach, doch musste ich ständig im eiskalten und feuchten Gegenwind radeln. Ich trage Handschuhe und Fließjacke. Es ist Juli aber ich komme mir vor, wie auf einer Radtour im herbstlichen Holland. Ich erinnere mich daran, dass ich immerhin schon über 300 Kilometer nördlich des Polarkreises bin - ein Gedanke, der mir hilft, die Witterung besser zu ertragen. Kurzzeitig unterbreche ich sogar meine Fluch-Tiraden, die auf dem Rad schon zu einer Art Mantra geworden sind. Richtig hart wird es dann aber auf der Insel Senja. Auf der Fährüberfahrt über das aufgewühlte offene Polarmeer umfängt mich eine hartnäckige Übelkeit, die ich den ganzen Tag nicht mehr loswerde. Trotz dieser Formkrise, muss ich zwei ordentliche Bergkuppen überqueren, die mich bis an die Schneegrenze führen. Bei der Abfahrt klammer ich mich, trotz aller Klamotten am Leib, zitternd an den Lenker. All das hat aber auch seine gute Seiten. Je kälter, je nasser, je größer die Qual, desto mehr freut man sich an Dingen, wie dicke trockene Socken, einem heißen Kaffee oder dampfende Duschen.

Bis hier hin und nicht weiter 
Ich erreiche Tromsø an einem trockenen Abend. Die Einfahrt in die Stadt, nach einer über 90 Kilometer langen Tagesetappe, ist sicherlich eines der schönsten Erlebnisse dieser Reise bisher. Die Luft ist kristallklar, wie an einem milden Wintertag in Deutschland. Das Wetter hat sich beruhigt und schüchterne Sonnenstrahlen bringen die schneebedeckten Berge ringsum Tromsø zum glänzen. Meine Vorfreude auf die Stadt ist groß, immerhin gilt sie als das Paris des Nordens. Tromsø ist die Stadt mit der nördlichsten Universität und - für ein Kind des Ruhrgebiets noch bedeutender - mit der nördlichsten Brauerei der Welt. Sie wird das "Tor zum Eismeer", "Eismeerstadt" oder eben "das Paris des Nordens" genannt. Meinetwegen könnte sie "Stadt der meisten Beinamen" heißen, das wäre wohl treffender als ein Vergleich mit der französischen Metropole. Ganz ehrlich: Tromsø hat für mich den weltstädtischen Charme Bochum-Wattenscheids. Ich verbringe die meiste Zeit in Museen, im Botanischen Garten und der Bibliothek (des Internets wegen). Die Innenstadt war bereits am späten Nachmittag ausgestorben. Als ich vor der berühmten Eismeer-Kathedrale stehe, stelle ich fest, das sie nicht mehr ist, als eine merkwürdig geometrische Dorfkirche. Meine Erschöpfung mischt sich mit Enttäuschung. Liegt es wirklich an Tromsø oder liegt es an mir? Ich glaube, weiter im Norden werde ich nicht glücklich. Ich erfahre im Internet, dass das Wetter da oben noch schlechter werden soll und spätestens jetzt weiß ich, dass mein Hinweg beendet ist. Tromsø ist nicht zwar nicht das Nordkap, doch am Nordkap gibt es keine Brauerei. Morgen werde ich umkehren.

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